FMEA-HARMONISIERUNG NACH AIAG UND VDA-
AB SOFORT IN SIEBEN SCHRITTEN ZUR FMEA
Die Umsetzung einer Fehlermöglichkeits- und Einfluss-Analyse, kurz FMEA, wird in einer Vielzahl von Branchen als Instrument zur Fehlervermeidung sowie zur systematischen Ermittlung von Fehlern, Fehlerquellen und Fehlerfolgen genutzt.
Ziele und Nutzen der FMEA-Harmonisierung:
Probleme hatten in der Vergangenheit speziell Automobilzulieferer für den europäischen und nordamerikanischen Automobilmarkt. Grund dafür waren die bislang unterschiedlichen Anforderungen an die FMEA durch die beiden Dachverbände AIAG und VDA. Deren Anforderungen hatten sich in wesentlichen Punkten wie z. B. der Risikobewertung, den Bewertungstabellen oder den Formblättern unterschieden. In der Unternehmenspraxis haben diese Unterschiede zu Unklarheiten, einem deutlichen Mehraufwand und einer erhöhten Komplexität bei der Produktentwicklung und Prozessrealisierung geführt.
Um eine gemeinsame Grundlage für die Automobilindustrie zu schaffen, wurden durch die beiden Dachverbände Schlüsselbereiche überarbeitet. Im Juni 2019 wurden dann die neuen, gemeinsamen FMEA-Richtlinien veröffentlicht. Damit soll es Unternehmen ermöglicht werden, sowohl für den nordamerikanischen als auch europäischen Markt einen einheitlichen FMEA-Geschäftsprozess abzubilden, der alle Kundenanforderungen erfüllt. Daneben wurde bei der Überarbeitung die Fehlervermeidung noch stärker in den Vordergrund gerückt.
Brauchen wir die FMEA-Harmonisierung?
Der neue harmonisierte Standard soll ab sofort für alle neuen Projekte in der Automobilindustrie angewendet werden. D. h., wer in diesem Bereich als Entwicklungspartner oder Lieferant tätig ist, sollte jetzt aktiv werden und sich mit der FMEA-Harmonisierung auseinandersetzen.
Alle anderen Industriezweige können die bisherige Form der FMEA grds. weiterverwenden. Jedoch dürfte auch für diese Branchen die Anwendung der harmonisierten FMEA angesichts des verstärkten Augenmerkes auf die Fehlervermeidung sinnvoll sein.
Wichtigste Änderungen der FMEA-Harmonisierung:
- 7 Schritte statt bisher 5 Schritte
- Abschaffung der Risikoprioritätszahl (RPZ)
- stattdessen Einführung der Aufgabenpriorität (AP)
- Erweiterung der empfohlenen Maßnahmen auf 2 Spalten: zusätzlich zu Spalte ‚Vermeidungs- und Entdeckungsmaßnahmen‘ wird weitere Spalte ‚Status‘ ergänzt
- Vereinheitlichung der FMEA Formblätter
- Vereinheitlichung der Bewertungstabellen A, B, E (Auftreten, Bedeutung und Entdeckung mit geänderten Definitionen für jede Stufe zur Priorisierung der Fehlervermeidung)
- Entfallen der ‚Besonderen Merkmale‘ in der D-FMEA
- Zusätzliche Spalte für Anforderungen
- K-Spalte nur noch bei Prozess-FMEA
- FMEA-MSR (Monitoring und Systemreaktion) als Ergänzung der Prozess- und Design-FMEA
7 Schritte-FMEA:
Schritt 1(neu): Betrachtungsumfang und Projektplanung (Scoping)
In diesem Schritt werden der Projektplan und die Projektbeschreibung erstellt, die relevanten vorhandenen Erkenntnisse ermittelt (lessons learned, Nutzung von Basis-FMEAs), sowie der Analyseumfang ausgewählt und definiert. Ziel ist eine möglichst frühzeitige und systematische Fokussierung auf die risikorelevanten Bereiche (sog. Fokuselemente).
Schritt 2: Strukturanalyse
Schritt 3: Funktionsanalyse
Schritt 4: Fehleranalyse
Die Fehleranalyse wird durch das Arbeiten im sogenannten Fokuselement gelenkt.
Schritt 5: Risikoanalyse
Hier ergeben sich folgende Neuerungen:
Statt der Risikoprioritätszahl, RPZ (diese ist das Produkt aus Auftretenswahrscheinlichkeit A, Bedeutung der Fehlerfolgen B sowie Entdeckbarkeit E) wird mit der Aufgabenpriorität, AP (B zu A zu E), gearbeitet. Diese wird in Hoch, Mittel und Niedrig priorisiert. Grundlage der Einstufung ist wie bisher das Produkt aus Auftreten, Bedeutung und Entdeckung, wobei jedoch die Definitionen für jede Stufe geändert wurden. Aus dem Produkt ergibt sich die Handlungspriorität (HP: 3 Stufen: hoch, mittel, niedrig, ein Ergebnis der Risikomatrix BA, BE, AE). Zweck der Aufgabenpriorität ist somit die Priorisierung der Maßnahmen zur Risikoreduzierung.
Schritt 6: Optimierung
Schritt 7 (neu): Egebnisdokumentation
Im letzten Schritt werden die FMEA Ergebnisse in geeigneter Form dokumentiert und den internen sowie ggf. externen Kunden zur Verfügung gestellt.
Zusammenfassung:
Die eigentliche Methodik betreffend gibt es bei der FMEA-Harmonisierung lediglich 2 Änderungen:
- So ist zur Fokussierung der eigentlichen FMEA als erster Schritt eine Voranalyse durchzuführen sowie
- Das Risiko bzw. die Maßnahmen-Priorisierung ist nunmehr auf der Basis einer Aufgabenpriorität nach dem Ampelschema zu bewerten.
Was bedeutet das für Sie?
Sie sind versiert im Umgang mit der FMEA? Dann werden Sie sehr wahrscheinlich auch gut mit den oben genannten Neuerungen zurechtkommen.
Sollten Sie noch unsicher sein, Fragen zur Harmonisierung der FMEA haben oder sich Unterstützung bei der Umsetzung wünschen:
Rufen Sie uns an: +49 176 47763471
Oder schreiben Sie uns: kontakt@ing-kroemer.de
